Aktuell
24.11.2020
Low-Tech ist High-Tech!
Wie viel Technik ist sinnvoll für den Neubau eines Industriegebäudes? Um dieses Thema geht es in Klaus‘ neuer Kolumne für’s Netzwerk Südbaden.
In Gewerbebauten wird eine Menge Technik verbaut. Zu viel Technik macht jedoch keinen Sinn, neben den Baukosten steigen damit auch die Unterhaltungs- und Betriebskosten. Hier das richtige Maß zu finden ist gar nicht so einfach. Neben guten Ideen braucht es dafür auch Erfahrung.
Jeden technikaffinen Bauherrn juckt es natürlich in den Fingern, wenn es um innovative Konzepte in Sachen Gebäudeautomation, Lüftung, Klima und Co. geht. Hier will man auf dem neusten Stand sein und denkt Fortschritt ist dann, wenn man die neusten Produkte auf dem Markt auch einsetzt. Ob man damit Energie spart und insgesamt wirklich nachhaltig handelt, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Für jeden dieser Technikbausteine lohnt es sich, eine Amortisationsrechnung durchführen zu lassen. Hier kann man schnell erkennen, was die Anlage über einen gewissen Zeitraum (Anschaffung, Betriebskosten und Wartung) kostet und welchen Nutzen man davon hat.
Wir sind wegen dieser Bewertungen vor vielen Jahren dazu übergegangen die technische Ausstattung von Bauten auf das absolute Minimum zu reduzieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Gebäude auch mit ganz einfachen technischen Mitteln funktionieren kann. Die Beheizung von Bauten ist bei den heutigen Anforderungen an die Dämmung der Außenbauteile dabei nicht mehr die Herausforderung. Spannender wird es schon, wenn es um das Thema Kühlen geht. Hier kann man in unserer Region durch die Nutzung von oberflächennaher Geothermie Energie aus dem Grundwasser gewinnen, die man auch für Wärmepumpenanlagen verwenden kann. Dieses System funktioniert deswegen auch zum Heizen und spart bei der Erstinvestition eine Menge Geld ein. Den für den Betrieb notwendigen Strom kann man mit einer eigenen Fotovoltaikanlage gewinnen und dadurch das ganze System bilanziell energieautark gestalten.
Erfahrungsgemäß sind die Betriebskosten dafür sehr gering, außerdem passiert das Ganze vollkommen emissionsfrei. Es geht aber auch noch einfacher: Auch in unseren Breitengraden kann man in den heißen Sommermonaten die kühle Nachtluft für eine Temperaturabsenkung der Gebäude nutzen. Dabei wird die Luft alleine durch die Schwerkraft durch das Gebäude gelenkt. Diese Maßnahme senkt die Oberflächentemperatur der Bauteile entscheidend ab. Am darauffolgenden Morgen betritt man angenehm gekühlte Räume, dieser Zustand hält bis in die Nachmittagsstunden an. Zusätzlich positiv ist: Natürlich kann man die vorher genannten Systeme modular aufbauen und miteinander kombinieren. Das ist ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz, wem das nicht Grund genug ist, der lässt sich vielleicht durch die umfangreiche staatliche Förderung überzeugen.